Hildie Davison unterstützt Heranwachsende
Doch wie ist sie eigentlich dazu gekommen, sich ehrenamtlich zu engagieren? Frau Davison wollte nach der Rente noch einer ,,sinnvollen‘‘ Beschäftigung nachgehen und nicht nur ihren Hobbys, zu denen beispielsweise Malen sowie ins Theater oder in die Oper gehen gehören.
Start als "Granny Au-pair"
Da sie gerne mit Kindern gearbeitet hat, startete sie zu einem "Granny Au-pair" ins Ausland. 2013 war sie für drei Monate in Amerika in Oklahoma und anschließend nochmal sechs Monate in Italien, und zwar in Rom. Sie erzählt, dass sie aus dieser Zeit viel mitnehmen konnte und diese Erfahrung und die Eindrücke auch nicht missen möchte.
Allerdings merkte sie nach ihren Auslandseinsätzen, dass sie ein Bedürfnis hat, sich um Kinder zu kümmern, die nicht so ein hohes Maß an Privilegien genießen können.
Dieser Gedanke hat dazu geführt, sich im Freiwilligen Zentrum in Rheydt über ihre Möglichkeiten beraten zu lassen. Dort wurde schnell klar, dass sie als Deutsch- und Englisch-Übersetzerin gut in das Projekt Bildungspaten passt. Im Bildungspatenprojekt werden Kinder und Jugendliche bei ihrer Schul- oder Berufslaufbahn begleitet, erhalten Unterstützung und Hilfe bei der Berufswahl. Dies soll eine zeitlich begrenzte Patenschaft sein. Durch regelmäßige Treffen, Gespräche und Unternehmungen soll ein Vertrauensverhältnis entstehen, welches auf Respekt und Wohlwollen aufbaut.
Vorbild und Motivatorin
Die Paten sollen Vorbild, Gesprächspartner, Motivator sein und neue Perspektiven eröffnen. Ziel dieses Projektes ist es, die schulische Entwicklung zu fördern und bei der beruflichen Orientierung beratend zur Seite zu stehen. Außerdem soll die Patenschaft vor allem auf die Bedürfnisse und Interessen abgestimmt sein.
Frau Davison ist für das Projekt Bildungspaten in einer syrischen Familie tätig. Dort begann sie 2015 mit einem der sechs Kinder. Mittlerweile sind die zwei ältesten Kinder in einer Ausbildung und sie betreut noch die jüngeren Geschwister unter anderem bei der Suche nach einem Praktikumsplatz und aktuell beim Homeschooling. Beim Homeschooling hilft sie ein- bis zweimal die Woche und verbringt bei der Familie viel Zeit, da sie versucht. überall zu helfen, sei es in Englisch, Mathe oder Deutsch. Sie fühlt sich sehr wohl in der Familie und sagt: Die Chemie stimmt.
Des Weiteren betreut die Rentnerin ein anderes Mädchen seit gut eineinhalb Jahren. Dort macht sie besonders von ihrer Übersetzertätigkeit Gebrauch, denn hier geht es besonders ums Englischlernen. Die beiden trafen sich vor Corona in der Stadtbibliothek. Da diese aber nun geschlossen ist, haben sie sich eine alternative Möglichkeit gesucht und im "Zwischenraum" auf der Hauptstraße in Rheydt gefunden. Der "Zwischenraum" ist aufgebaut wie ein großes Büro, für Menschen, die keine Möglichkeit haben, von zu Haus zu arbeiten. Dort stehen einzelne Schreibtische zur Nutzung bereit. Diese sind für die Treffen der Bildungspaten aufgrund der bestehenden Hygienemaßnahmen durch eine Plexiglasscheibe getrennt. Solche Lern- und Arbeitsplätze kann man täglich oder monatlich mieten. So können sich die beiden trotz Corona und mit Abstand sehen und lernen.
Begleitung bis zum Abschluss
Allerdings ist es bei Frau Davison mit ihren Paten nicht immer ganz rund gelaufen. Mit einer Schülerin hatte sie zu Anfang ein paar Startschwierigkeiten. Erst sei das "Patenkind" nicht aufgetaucht, dann gab es Kontaktschwierigkeiten. Nichtsdestotrotz haben die beiden dann zusammengefunden und Frau Davison konnte die Jugendliche bis zum Schul- und Ausbildungsabschluss begleiten. Zu diesem "Patenkind" hat sie weiterhin sporadisch Kontakt.
Was die Rentnerin besonders motiviert und begeistert, sei der Erfolg und die Fortschritte der Kinder. Außerdem sei es schön zu beobachten, wie die Kinder sich weiterentwickeln. Ebenfalls gut findet sie, dass sie ihre Erfahrungen weitergeben kann und genau das umsetzen kann, was sie begeistert.