Rund 200 Bürgerinnen und Bürger waren in die im November entwidmete Kirche gekommen. In seiner Begrüßung stellte Caritas-Geschäftsführer Frank Polixa klar: "Wir planen hier kein Angebot für Drogensüchtige, sondern für wohnungslose Menschen - und wir befürchten nicht, dass sich der Tagestreff nachteilig auf das Viertel auswirken könnte. Im Gegenteil, wir sind überzeugt davon, dass er eine Bereicherung sein kann." Es gebe viele Erfahrungen mit solchen Angeboten, und sie seien sehr positiv. Gleichzeitig sicherte Polixa zu: "Sollte es wider alle Erwartungen durch den Tagestreff zu Problemen im Viertel kommen, dann sind wir als Caritas da und werden alles tun, um sie gemeinsam mit der Stadt und im Gespräch mit den Nachbarinnen und Nachbarn zu lösen. Darauf haben Sie mein Wort und das unseres Vorstandes."
Polixa erinnerte daran, dass bereits seit vier Jahren wohnungslose und bedürftige Menschen ein- bis zweimal in der Woche in die Caritaskirche kommen, wo der Caritasverband einen kostenlosen Mittagstisch anbietet. Über 12.000 Besucher habe man bisher gezählt, und: "In der gesamten Zeit hat es kein Problem gegeben." Auch deshalb eigne sich die Caritaskirche sehr gut, um den Tagestreff Bruno-Lelieveld-Haus des Vereins Wohlfahrt aufzunehmen. Der besteht seit über 30 Jahren und ist in unzureichenden Räume an der Erzberger Straße untergebracht. Der Mietvertrag läuft Ende 2026 aus.
Ein weiterer Grund für den geplanten Umzug des Tagestreffs in die Caritaskirche sei die Nähe zur gleich nebenan gelegenen Geschäftsstelle des Caritasverbandes. Das erleichtere kurzfristige Vertretungen, wenn etwa ein hauptamtlicher Mitarbeiter des Bruno-Lelieveld-Hauses wegen Krankheit ausfalle. Die Caritas sei seit vielen Jahrzehnten im Viertel zu Hause, sagte Frank Polixa: "Wir wollen genauso wenig wie Sie, dass der Adenauerplatz zu einem sozialen Brennpunkt wird." Viele Besucher des Tagestreffs hätten zwar ein Suchtproblem, aber nichts mit der illegalen Drogenszene zu tun. Polixa lud die Anwohner ein, den Tagestreff an der Erzberger Straße oder den Mittagstisch in der Caritaskirche zu besuchen, um die Menschen kennenzulernen. Oberbürgermeister Felix Heinrichs hatte sich in einem kurzen Statement zu Beginn gewünscht, dass Caritas und Anwohner die Entwicklung am Adenauerplatz "gemeinsam gut gestalten, damit den Menschen geholfen und die Nachbarschaft nicht beeinträchtigt wird".
Aus ihren langährigen Erfahrungen mit Einrichtungen für wohnungslose Menschen berichteten Martin Dalz (früherer Geschäftsführer des Vereins Wohlfahrt) und Andreas Sellner, ehemaliger Abteilungsleiter Gefährdetenhilfe beim Caritasverband für das Erzbistum Köln. Dalz erinnerte an den 1997 erfolgten Umzug des Anna-Schiller-Hauses, eines Wohnheims für Obdachlose, von der Kaiserstraße in die Nähe des Bunten Gartens. Auch damals hätten Anwohner im Vorfeld viele Sorgen geäußert, zumnal in der Nähe ein Kinderspielplatz war. Irgendwann habe ihn eine Nachbarin gefragt, wann das Wohnheim denn nun umziehe, erzählte Dalz: "Da waren wir schon zwei Monate am neuen Standort. Niemand hatte das wahrgenommen. Keine der geäußerten Sorgen ist eingetreten." Andreas Sellner bestärkte den Caritasverband in seinen Plänen: "Dieses Projekt ist ein Glücksfall für die wohnungslosen Menschen, für das Viertel und die gesamte Stadtgesellschaft", betonte er. Die Sorgen der Anwohner könne man umwandeln in ein Engagement.
In der von Ralf Raspe (WDR) moderierten Diskussion äußerten Bewohner des Viertels ihre Befürchtungen: Was werde getan, wenn der "Vorzeigeplatz Adenauerplatz" zum Schlafen und Trinken genutzt werde? Und was passiere, wenn Drogensüchtige und -händler kommen und den Adenauerplatz zum Konsumieren und Dealen nutzen sollten? "Wir erwarten dafür ein Konzept. Hier muss man vorausdenken und Alternativen bereithalten", erklärte ein Nachbar. Tatsächlich brauche es ein solches Konzept, bestätigte Andreas Sellner. Ein Anwohner betonte mit Blick auf die Wohnungslosen: "Wir sind dafür, dass diesen Leuten geholfen wird, und auch dafür, dass ihnen hier geholfen wird." Ein anderer forderte eine "ständige Polizeipräsenz" am Adenauerplatz, wie es sie jetzt schon vor der nur wenige Meter entfernten jüdischen Synagoge gebe. Caritas-Vorsitzender Dr. Christof Wellens sagte, das Geschehen auf öffentlichen Plätzen sei auch ein ordnungsrechtliches Thema.
Hildegard van de Braak vom Caritasverband berichtete, dass die Gäste des Tagesgtreffs eingebunden werden möchten in die Pflege des Platzes. Sie bot regelmäßig stattfindene Dialogveranstaltungen mit den Nachbarn an. Außerdem sei sie auch nach dem Umzug des Tagestreffs für Fragen und Beobachtungen der Nachbarn erreichbar. Caritas-Geschäftsführer Frank Polixa sagte: "Ich nehme von diesem Abend mit, dass wir weiter im Gespräch bleiben sollten, und das werden wir auch machen. Vielleicht könnten Caritas und Anwohner die nächste Veranstaltung gemeinsam planen, regte ein Teilnehmer an.
Zuvor hatte ein Gast eine Lanze für das Projekt gebrochen: In seinen 30 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr habe er gelernt, vorbehaltlos auf die Menschen zuzugehen, erklärte er und fügte mit Blick auf den Tagestreff in der Caritaskirche hinzu: "Lasst uns das wagen!"
Zum Projekt Caritaskirche hat die Caritas eine Informationsplattform eingerichtet: www.caritas-mg.de/aktuelles/caritaskirche
Pressemitteilung
Bürgerdialog zum Tagestreff für Wohnungslose in der Caritaskirche: „Lasst uns das wagen“
Erschienen am:
03.02.2025
Herausgeber:
Caritasverband Region Mönchengladbach e. V.
Albertusstraße 36
41061 Mönchengladbach
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41061 Mönchengladbach
Beschreibung